Für eine sichere Energieversorgung – der Gasspeicher Wolfersberg füllt sich

10-12 Jahre wurde in dem Erdgasfeld in Wolfersberg Gas gefördert, jetzt dient es als Untertage-Speicher. Grünen-Politiker*innen aus dem Landkreis Ebersberg haben sich zusammen MdL Martin Stümpfig dort informiert.

Der Energiepolitische Sprecher der Landtagsfraktion Martin Stümpfig, der Landessprecher der Bayerischen Grünen Thomas von Sarnowski, Fraktionssprecherin im Ebersberger Kreistag Waltraud Gruber, Zornedinger Gemeinderat Helmut Obermaier, Kreisvorstandsprecher Chistoph Lochmüller und  Mitarbeiter*innen aus dem Landtag machten sich vor Ort ein Bild.

Der Gasspeicher in Wolfersberg im Landkreis Ebersberg wird von bayernUGS und nafta betrieben. BayernUGS ist für den Betrieb des Speichers, nafta ist für die Lagerung zuständig.

Untertagespeicher

Im Prinzip wird Erdgas zum Speichern dort hineingepumpt und zwischengelagert, wo früher Gas herausgeholt wurde. Der Speicher wird im Sommer eingespeichert und im Winter ausgespeichert. 

In den 1950er und 1960er Jahren wurde dort für 10 bis 12 Jahre Gas gefördert, 1973 wurde die Förderstätte dann zum Gasspeicher umgebaut.

Herr Buchmann, Betriebsleiter der Nafta berichtete, dass ein Porenspeicher, wie in Wolfersberg, eine natürliche Lagerstätte sei, die sich durch ihre geologische Formation zur Speicherung von Erdgas eignet. Das Gas hatte sich noch in der „Dinosaurierzeit“ gebildet, bevor es nach 100 Mio. Jahren gefördert wurde. Nach oben sind die Porenspeicher durch mächtige Deckschichten vorwiegend aus Ton und Salz abgedichtet. In Wolfersberg handelt es sich um eine Kalkschicht, die zu 18 % porös ist und in die das Gas gepresst wird. Unterhalb der gasdurchlässigen Gesteinsschichten begrenzt ein wasserführender Bereich das Reservoir. Es gibt andernorts auch Kavernenspeicher, das sind Hohlräume in unterirdischen Salzstöcken. Aber die Porenspeicher, wie sie in Bayern vorkommen, haben ein größeres Speichervolumen und können schnell aus- und einspeichern.

Der Speicher in Wolfersberg hat ein Fassungsvermögen von 365 Mio m3, was einem Energiegehalt von 4 TWh entspricht.

Ein- und Ausspeicherprozess

Der Speicher in Wolfersberg befindet sich in 3000 m Tiefe und ist ca. 45 Meter hoch, 10 Bohrungen ermöglichen den Zugang.

Zum Einspeichern wird das gelieferte Gas in zwei Stufen von 40 bar über 120 bar auf 200 bar verdichtet. Weil sich das Gas dabei stark erwärmt, muss es gekühlt werden. Es wird dann über ein Standrohr mit einem Durchmesser von ca. 20 cm in die Lagerstätte gepumpt. Beim Ausspeichern verhält es sich umgekehrt: Der Druck des Gases wird reduziert. Weil es sich dabei stark abkühlt, muss es erwärmt werden. Zusätzlich muss das Salzwasser, das aus dem Untergrund stammt, abgeschieden werden. Durch den Druckabfall wird das Gas getrocknet. Jeweils bei der Ein- und Ausspeicherung werden Qualität und Menge des Gases gemessen. Eingespeist wird in die Leitung von Bayernnetz.

Füllstand des Gasspeichers

Ende Juni wird immer mit dem Einspeichern begonnen, das drei Monate lang dauert. Laut dem Geschäftsführer der bayernUGS, Herrn Dr. Thomas Rupprich, läuft im Moment die Einspeisung auf voller Tour. Falls genug Erdgas geliefert wird, wird der Speicher bis November 22 zu 90 % gefüllt sein. Jeden Tag kommen derzeit – bei voller Leistung –  0,92 % dazu. Am Tag des Besuchs Ende Juli war der Speicher zu 30 % gefüllt.

Herr Markus Schuster, Referent der bayernUGS berichtete, dass die Speicherung und Entnahme verlustfrei erfolgt, denn der Speicher ist absolut dicht. 1,5 % des Gases werden selbst für den laufenden Betrieb verbraucht.

Bis jetzt wurde in Wolfersberg die maximale Gasleistung angeliefert. Vor Putins Krieg in der Ukraine erhielt Wolfersberg 100 % russisches Gas. Momentan erhält Wolfersberg ausschließlich Nordseegas, das aus Norwegen und Holland stammt. Momentan wird das Gas von der Trading Hub Europe GmbH (THE) beliefert. Diese wurde von dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und der Bundesnetzagentur verpflichtet, die Gasspeicher schrittweise zu füllen. 

Wasserstoff 

Wasserstoff ist schwieriger in der Handhabung. Ob sich Wolfersberg zum Einspeichern eignet, muss noch untersucht werden. Neben den physikalischen Eigenschaften von Wasserstoff, muss auch beachtet werden, dass sich in der Tiefe Bakterien befinden, die den Wasserstoff methanisieren. Somit würde der notwendige Test auf Dichtigkeit verfälscht. Unproblematisch  wäre natürlich, wenn der Wasserstoff vor der Einlagerung mit COaus der Luft in Methan (also Erdgas) umgewandelt wird.

Aber erst einmal muss genügend grüner Wasserstoff produziert und die erneuerbaren Energien ausgebaut werden. Da liegt noch ein weiter Weg vor uns – besonders in Bayern.

Versorgungssicherheit

Im europäischen Vergleich befinden sich die meisten Gasspeicher in Deutschland. Im Norden Deutschlands ist die Speicherdichte höher als im Süden. Weil im Norden über Holland und Norwegen zuerst das Gas ankommt, muss sich der Süden auf eine regionale Mangellage einstellen. Die Gasleitung versorgt auch Tirol und den Süden Europas. 

Laut Herrn Schuster bestand in der Vergangenheit durch die Liberalisierung der Gasspeicherung und die fehlenden Rahmenbedingungen kein Anreiz die Versorgungssicherheit zu gewähren. Das wird nun durch das Speichergesetz korrigiert.

Laut Schuster könnte der Füllstand in Wolfersberg bis September 22 bei 75 % betragen, bis Oktober 85 % und bis November 90 %.  

In der Praxis ist es laut Schuster sehr schwer, weiter bis auf 95 % zu kommen, denn die letzten 5 % dauern wesentlich länger als die Füllmengen bis 90 %.

Fazit 

Der Besuch in Wolfersberg heute war sehr interessant. Es ist viel Sachverstand und Technik notwendig, um das Erdgas korrekt einzuspeichern und dann wieder auszuspeichern. So muss der Druck genau angepasst werden, eine Vereisung muss verhindert werden, dass Gas muss entfeuchtet werden und vieles mehr. Die Speicher zu füllen ist ein sehr wichtiger Beitrag für unsere Versorgungssicherheit. 

Mit der Liberalisierung im Energiemarkt wurden auch in den 80er Jahren die Speicher privatisiert. Versorgungssicherheit war in den letzten Jahrzehnten leider weniger wichtig als der liberalisierte, freie Markt.

Diese Fehlentwicklung muss wieder rückgängig gemacht werden!

Das Wirtschaftsministerium macht hier genau die richtige Politik. Insgesamt lässt sich sagen, dass wir durch unsere Speicher in Deutschland eine gute Absicherung haben. Schaffen wir es sie bis zum Herbst gut zu füllen, so ist viel Sicherheit gegeben. 

Dann gilt es in einem zweiten Schritt das Erdgas um 20 % einzusparen. Hier sind sowohl die Industrie als auch jede*r Einzelne durch sein Verbrauchsverhalten gefragt. Gemeinsam und solidarisch durch die Krise. Das muss unsere Lösung sein.“


Text: Waltraud Gruber

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